Donnerstag, 11. Oktober 2012

Herzensgeschichten ♥


"Jeremia 17,9 Es ist das Herz ein trotzig und verzagtes Ding; wer kann es ergründen?"


 von http://briefe-an-herr-balduin.blogspot.de/2009/09/von-herzensgeschichten.html
eva lag wach in ihrem bett, vor dem schlafen gehen hatte sie noch ihr kleines fenster geöffnet und neben den abendgeräuschen einer kleinstadt wehte nun die frischen kühle der nacht in ihr zimmer. ein paar meter die straße runter stand eine alte laterne, den sommer über war sie so gut wie nie an, doch seit ungefähr zwei wochen übergoss sie die einsame gegend in der dunkelheit wieder mit ihrem warmen licht. ein wenig licht drang auch in ihr zimmer, aber das störte sie nicht. so konnte sie des nachts auf toilette gehen ohne das zimmerlicht einschalten zu müssen.
                                                                             
evas gedanken schweiften noch einmal über den tag. es war heute eigentlich alles normal verlaufen. ein tag wie jeder andere. dann musste sie an thomas denken. im gleichen moment ärgerte sie sich darüber. hatte sie doch gedacht diesen teil ihres lebens hinter sich gelassen zu haben. aber gedanken folgen ihren eigenen gesetzen. genauso wie die herzen. scheinbar konnte man sie nur bis zu einem gewissen maß beeinflussen, denn wäre er sonst gegangen – der thomas? sie hatte schon bemerkt das irgendetwas nicht stimmt, aber es war immer nur ein unbestimmtes gefühl gewesen. wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie sogar schon vor monaten diese leise schmerzliche ahnung gehabt. vielleicht war das die zeit wo sich das herz von thomas wieder auf wanderschaft begeben hat, weg von ihr. mit ihrer hand machte sie eine reflexartige bewegung in der dunkelheit und wischte so ihre bekümmertheit weg. den heute war wie besagt ein tag wie alle anderen. arbeit, zu hause putzen, auf die kinder der schwester aufpassen, noch etwas lernen, dann eine stunde fernsehen und schon hat die zeit der vergangenheit angehört. alles so dumpf normal!
                                                                            ♥
plötzlich horchte sie auf. sie hörte schritte vor ihrem fenster. das wird wohl ein abendlicher spaziergänger sein. sonst schenkt sie solchen geräuschen keine aufmerksamkeit – doch auch die nacht folgt ihren eigenen gesetzen. und abgesehen davon schien es doch kein spazierganger zu sein. die liefen sonst gleichmäßig und monoton klapperten deren schuhe auf dem asphalt. diese schritte waren unentschlossen. ein hauch von angst schauerte eva über den rücken. denn man kennt ja all die schlimmen geschichten die heutzutage passieren und außerdem wohnte sie in einer etwas verlassenen gegend. die schritte gingen nicht weiter. sie hörte sie nur noch einmal kurz und dann ein leises seufzen. tatsächlich, der mann muss sich in das schaufenster der kleinen schusterrei gesetzt haben, das war direkt unter ihrem zimmer. oh nein, dachte sie bei sich. er wird doch jetzt keine rauchen wollen, dann ist es vorbei mit der guten abendluft. eva stand auf um vorsorglich ihr fenster zu schließen. auf leisen fußsohlen ging sie an die andere ecke des raumes. der mann (sie vermutete das an den schritten – typischer männergang) musste das ja nicht unbedingt bemerken, denn gerade heute ist ihre mitbewohnerin auch noch in den urlaub gefahren. eva überlegte sogar noch mal die tür richtig abzuschließen, aber dazu kam es nicht. denn am fenster angelangt hielt sie inne, denn der mann begann plötzlich zu sprechen. also, er redete nicht sie an. sondern scheinbar mit sich selbst. denn andere schritte warn nie zu hören gewesen! eva kauerte sich unter ihre fensterbank und lauschte.
„ach gott ....“ fast stöhnte der mann diese worte. eva runzelte die stirn, der schien doch tatsächlich mit gott reden zu wollen. seine stimme klang etwas hell, zerbrechlich, geschafft. „gott, wo bist du nur,“ schnell griff sich eva die kleine warme decke auf ihren stuhl und kuschelte sich in diese rein. sonst lauscht sie nicht, aber gerade konnte sie nicht zurück in ihr bett. unsichtbare stricke aus neugierde und verwirrtheit hielten sie am fenster. mittlerweile hat der mann weiter geredet. schnell horcht sie wieder. denn ganz leicht war er nicht zu verstehen. „gott wo bist. ich brauche dich. ich halt den scheiß nicht mehr aus. gott meine seele tut so weh. ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr ...“ er sprach immer noch leise, mit kleinen pausen, doch seine worte waren schwer, seine stimme gebrochen. jetzt schluchzte sie auf. „gott ich brauche dich, ich schreie zu dir in meiner not und du? du hältst es nicht für nötig mir zu antworten. gott, ich weiß nicht wie lange ich das durchhalte, ich habe angst zu zerbrechen und kaputt zu gehen. und angst sowieso. lass mich nicht allein, lass mich nicht allein.“ jetzt heulte er vollkommen los. wie ein kleiner junge schluchzte er. seine stimme wurde nun noch leiser. scheinbar hatte er seinen kopf auf die hände gestützt und redete richtung erde. „gott, mir ist das alles zu schwer. ich bin so enttäuscht von dir und du bist mir so fremd geworden. ich habe keine hoffnung das du eingreifst. oh diese verdammte scheiße – verdammt noch mal. steht nicht die ganze bibel voller zusagen, dass du uns in unserer not beistehen willst? aber was bringt mir das, wenn ich das in meiner größten not nicht erleben darf. sind das nur beschissene worte die nichts mit dem echten leben zu tun habe?“ das hatte eva gut verstanden, denn wie ein wasserfall strömten jetzt die worte und das letzte war wie ein aufschrei. jetzt hörte sie nur das weinen.
sie wagte kaum zu atmen und ein kloß steckte in ihrem hals. also das beten verwirrte sie nicht so sehr. sie selber hat auch schon gebetet. vor eine paar jahren war sie sogar eine richtig aktive christin gewesen. war oft im gottesdienst und der jugendstunde. doch dann war soviel anderes geworden. ihr studium hatte begonnen, sie ist in eine neue stadt gezogen und etwas später lernte sie thomas kennen. beten tut sie immer noch fast täglich. sie fühlt sich etwas dazu verpflichtet und außerdem geht es ihr dann manchmal etwas besser. sie muss wieder an thomas denken. der, den sie verloren hatte. plötzlich drängte sich der schmerz an ihrer verrammelten herzenstür vorbei und eine träne kullerte über ihr wange.„ach thomas ...“ ihr ganzer brustkorb tat ihr dabei weh. als er weg war hatte sie festgestellt wie sehr sie ihn geliebt hatte. und sie musste feststellen, das liebe oft gleichbedeutend mit schmerz war. denn dieser begleitet sie lange zeit. sie wollte ihn nicht verlieren, doch sie hatte nicht die kraft um ihn zu kämpfen. zu tief war die wunde und das wissen, dass sein herz sie nicht mehr liebt. ja, sie hätten einfach weiter machen können. etwas unternehmen, sex, ... und so weiter. sie hätte ihn behalten können. doch was half das, wenn das tiefste in ihm, das einzige worauf es ankommt, nicht ihr zugeneigt war? und das, das kann man sich nicht nehmen ... eva weinte leise. der mann unter ihrem fenster hatte sich etwas beruhigt. vorhin hat er noch ein paar erschütternd verzweifelte sachen gesagt und dann ist er langsam ruhiger geworden. in eva tat alles weh. sie ist gerade zeuge einer hilflosen seele gewesen, die sich wie ein kleines kind allein in der dunkelheit vielen großen zähnefletschenden wölfen gegenübersieht. und die eigen bekümmertheit war wieder da. sie dachte über gott nach und über die herzen und den mann und sich selbst. sie wusste nicht so viel von gott. aber kann es sein, dass es gott so ähnlich geht. er sich verzehrt nach den herzen der menschen, die er sich nicht nehmen kann. natürlich können sie ihm dienen und mit ihm reden und alles tun, aber wenn ihr herz woanders war, wie weh tut ihm das wohl? wenn die menschen bitten und beten und leben und vielleicht auch etwas verliebtheit zu ihm haben, aber ihr herz in der tiefe doch jemand anderes gehört? eva spürte eine große last und schwere auf sich. wie betäubt legte sie sich wieder in ihr bett.                                       ♥  
dann hörte sie immer leisewerdende schritte. der mann ging seines schicksalsweg weiter. traurig und schwer verhallte sein gang.

oft denkt sie an diesen abend zurück. er hat ihr leben verändert. sie weiß es nicht genau, aber es scheint als hätte gott sanft und leise zu ihrer seele geflüstert. ebenfalls oft denkt sie an diesen mann, dem es scheinbar nicht vergönnt war ein ruhiges leben zu führen. doch in erster linie empfand sie dankbarkeit für diesen lehrer ihrer seele.


Die Deutung des Gleichnisses vom Sämann
Maler. Winfried Burghard
11 Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. 12 Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. 13 Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. 14 Was aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht. 15 Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

MK 4,14 Der Bauer, der die Samenkörner ausstreut, sät die Botschaft Gottes aus. 15 Manchmal fallen die Worte auf den Weg. So ist es bei den Menschen, die die Botschaft zwar hören, aber dann kommt sofort der Satan und nimmt weg, was in ihr Herz gesät wurde. 16 Bei anderen ist es wie bei dem Samen, der auf felsigen Grund fällt. Sie hören die Botschaft und nehmen sie sogleich mit Freuden an; 17 aber sie kann in ihnen keine Wurzeln schlagen, weil diese Leute unbeständig sind. Wenn sie wegen der Botschaft in Schwierigkeiten geraten oder verfolgt werden, werden sie gleich an ihr irre. 18 Wieder bei anderen ist es wie bei dem Samen, der in das Dornengestrüpp fällt. Sie hören zwar die Botschaft, 19 aber sie verlieren sich in ihren Alltagssorgen, lassen sich vom Reichtum verführen und leben nur für ihre Wünsche. Dadurch wird die Botschaft erstickt und bleibt wirkungslos. 20 Bei anderen schließlich ist es wie bei dem Samen, der auf guten Boden fällt. Sie hören die Botschaft, nehmen sie an und bringen Frucht, manche dreißigfach, andere sechzigfach, wieder andere hundertfach


-der Satan kommt und das Wort wegnimmt, das in sie hineingesät worden ist
-das Wort hören, es sogleich mit Freuden aufnehmen, 17 und sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind Menschen des Augenblicks; wenn nachher Bedrängnis oder Verfolgung um des Wortes willen entsteht, ärgern sie sich sogleich.
-das Wort gehört haben, 19 und die Sorgen der Zeit und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach den übrigen Dingen kommen hinein und ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht.
-die gute Erde Gesäten sind jene, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen: eines dreißig- und eines sechzig- und eines hundertfach.

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