Anhang:
Weshalb
ich
nicht
mehr
„in
die
Kirche
gehe“
Von
Wayne Jacobsen
Dieser
Artikel
erschien
zuerst
im
Mai
2001
im
„Bodylife-Magazin“
(vgl.
www.lifestream.org)
und
wurde
danach
in
der
ganzen
Welt
herumgereicht.
Er
soll
all
jenen
eine
Perspektive
vermitteln
und
eine
Argumentationshilfe
sein,
die
anderen
dabei
helfen
wollen,
besser
zu
verstehen,
wie
man
das
Leben
im
Leib
Christi
beziehungsorientierter
gestalten
kann,
als
es
das
traditionelle
Gemeindeleben
oft
erlaubt.
Liebe
Mitchristen,
ich habe
Verständnis für Ihre Bedenken mir gegenüber und weiß Ihre Be-
reitschaft, mir Fragen zu stellen, die Ihnen Sorgen bereiten,
zu schätzen. Ich bin mir
dessen bewusst, dass die Art und Weise, wie ich die Gemeinde
sehe, ein wenig unkonventionell ist; manche nennen es sogar
gefährlich. Glauben Sie
mir, ich verstehe diese Bedenken, da ich früher selbst so ge-
dacht und sogar andere entsprechend gelehrt habe.
Wenn Sie
mit dem Zustand der organisierten Religion von heute zufrie-
den sind, gefällt es Ihnen vielleicht nicht, was Sie hier
lesen. Mein Ziel ist nicht,
Sie zu überzeugen, diese unglaubliche Kirche/Gemeinde genauso zu
sehen, wie ich es tue, sondern so offen und ehrlich, wie ich
kann, Ihre Fragen zu
beantworten. Selbst wenn wir am Ende nicht einer Meinung
sind, hoffe ich, dass Sie verstehen, dass unsere
unterschiedlichen Ansichten uns
als Glieder des Leibes Christi nicht entfremden müssen.
In welche Kirche gehen Sie?
Diese
Frage habe ich noch nie gemocht, selbst als ich eine bestimmte Or-
ganisation darauf als Antwort geben konnte. Ich weiß, was
dies kulturell bedeutet,
aber es beruht auf einer falschen Prämisse, nämlich, dass Kirche
etwas ist, zu dem man hingehen kann, wie zu einem bestimmten
Ereignis, einem Ort oder
einer organisierten Gruppe. Ich glaube, dass Jesus die Ge-
meinde ganz anders sieht.* Er sprach von ihr nicht als einem
Ort, zu dem man hingehen
kann, sondern er beschrieb sie als Lebensform, wie man in
der Beziehung zu ihm und zu anderen seiner Nachfolger leben
kann.
Wenn Sie
mich fragen, in welche Kirche ich gehe, ist das, als würden Sie
mich fragen, in welchen Jacobsen ich gehe. Wie soll ich das
beantworten? Ich bin ein
Jacobsen, und wo ich hingehe, da ist auch ein Jacobsen. Ge-
meinde oder Kirche ist ebenfalls ein solches Wort. Mit diesem
Wort wird nicht ein Ort
oder eine Institution beschrieben, sondern ein Volk und die Art
und Weise, wie die Angehörigen dieses Volkes miteinander in
Beziehung stehen.* Wenn wir
das aus dem Blick verlieren, wird unsere Vorstellung von
der Kirche verdreht, und es entgeht uns ein großer Teil der
Freude, die sie beinhaltet.
*
Versuchen Sie nicht nur, diese Frage zu umgehen?
Ich
weiß, es klingt vielleicht haarspalterisch, aber Worte sind wichtig.
Wenn wir den Begriff
„Kirche“ nur mit gewissen Versammlungen am Wochenen-
de in Verbindung bringen oder mit bestimmten Institutionen,
die sich als
„Kirchen“
organisiert haben, verpassen wir, was es bedeutet, als Leib
Christi zu leben.* Wenn wir denken, wir würden in Gottes
Kirche teilneh- men, weil
wir einmal pro Woche ein Treffen besuchen, kann uns das eine
falsche Vorstellung von Sicherheit geben.* Umgekehrt höre ich
Leute sagen, sie würden
„die Kirche verlassen“, wenn sie eine bestimmte Kirche bzw.
Gemeinde nicht mehr besuchen.
Falls
die Kirche aber etwas ist, das wir sind, und kein Ort, zu dem
wir hingehen, wie können
wir sie dann verlassen, ohne dass wir Christus selbst
verlassen? Und wenn ich nur eine bestimmte Gemeinde als meinen
Teil der Kirche sehe,
trenne ich mich dann nicht von unzähligen anderen Brüdern
und Schwestern, die nicht die gleiche Kirche besuchen wie ich?
Die
Vorstellung, dass diejenigen, die sich sonntagmorgens versammeln,
um einem Lobpreiskonzert zuzusehen und einer Lehre zuzuhören,
Teil der Kirche sind,
während diejenigen, die das nicht tun, es nicht sind, wäre für
Jesus fremd. Es geht nicht darum, wo wir uns während des
Wochenendes zu einem
bestimmten Zeitpunkt aufhalten, sondern wie wir während der
ganzen Woche in ihm und mit anderen Gläubigen leben.
Brauchen wir aber nicht regelmäßige Gemeinschaft?
Ich
würde nicht sagen, dass wir es brauchen. Wären wir an einem Ort, an
dem wir keine anderen Gläubigen finden könnten, würde Jesus
sicherlich in der Lage
sein, sich um uns zu kümmern. Deshalb drücke ich es etwas an-
ders aus: Werden Leute, die darin wachsen, den lebendigen Gott
zu ken-
nen,
auch den Wunsch nach echten und wertvollen Beziehungen zu ande-
ren Gläubigen haben? Ganz bestimmt!* Der Ruf ins Reich Gottes
ist kein Ruf in die
Isolation. Aus meiner Erfahrung haben alle, die im Leben Jesu Fort-
schritte machen, den Wunsch nach authentischer Gemeinschaft
mit ande- ren Gläubigen.
Sie erkennen, dass das, was sie über Gottes Leben wissen,
begrenzt ist, und dass die größtmögliche Offenbarung von
ihm nur in der Kirche zu
finden ist.*
Manchmal
ist diese Art von Gemeinschaft allerdings nicht leicht zu fin-
den. Ab und zu gehen wir auf unserem Weg durch Zeiten, in
denen wir scheinbar keine
anderen Gläubigen finden können, die unsere Sehnsüchte
teilen. Das gilt insbesondere für jene, die feststellen
müssen, dass ihre Beziehung
zu Jesus verkümmert, wenn sie sich an die Erwartungen der
religiösen Institutionen in ihrem Umfeld anpassen.* Vielleicht
wurden sie auch von
Gläubigen ausgeschlossen, mit denen sie einmal eine enge
Freundschaft gepflegt hatten. Aber keiner, der durch eine
solche Zeit geht, sieht
das als Zuckerschlecken an. Es ist unglaublich schmerzhaft, und jeder
wird nach anderen hungrigen Gläubigen suchen, mit denen er
seinen Weg gemeinsam gehen
kann.
Am
besten finde ich es, wenn sich gemeindliches Leben so äußert, dass
sich eine örtliche Gruppe von Leuten entscheidet, einen Teil
ihres Weges gemeinsam zu
gehen, indem sie untereinander enge Freundschaften pfle-
gen und lernen, gemeinsam auf Gott zu hören.
Sollten wir nicht verbindlich einer örtlichen Gemeinschaft an- gehören?
Diese
Aussage kann man heute oft hören, weshalb die meisten davon
ausgehen, dies sei irgendwo in der Bibel zu finden. Ich habe
es aber bisher noch
nirgends gefunden. Vielen von uns hat man beigebracht, wir könnten
ohne eine „geistliche Abdeckung durch den Leib“ unmöglich
überleben und würden
entweder Irrlehren verfallen oder wieder in ein sündiges Leben
zurückkehren. Aber finden wir dasselbe nicht auch innerhalb
unserer örtli- chen
Gemeinden?
Ich
kenne viele Leute, die außerhalb solcher Strukturen leben und deren
Beziehung zu Gott sich immer mehr vertieft und die auch
Beziehungen zu anderen
Gläubigen erleben, die weit tiefer gehen als das, was sie in der
Institution gefunden haben. Ich habe nichts von meiner
Leidenschaft für Jesus
oder von meiner Zuneigung für seine Gemeinde verloren. Im Gegen-
teil, diese sind in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen.
Die
Bibel fordert uns auf, dass wir uns einander hingeben, nicht, dass
wir uns einer Institution verpflichten. Jesus deutete darauf
hin, dass immer dann, wenn
zwei oder drei Leute mit ihm in ihrer Mitte zusammenkommen,
sie die Lebendigkeit kirchlichen Lebens erfahren würden.
Ist es
hilfreich, regelmäßig an einer lokalen Ausprägung dieser Realität
teilzunehmen? Natürlich. Wir machen aber einen großen
Fehler, wenn wir davon
ausgehen, dass Gemeinschaft stattfindet, nur weil wir miteinander –
selbst regelmäßig – dieselbe Veranstaltung besuchen oder
weil wir zur gleichen
Organisation gehören. Gemeinschaft geschieht dann, wenn sich
Leute gemeinsam auf den Weg machen, Jesus kennenzulernen. Dazu
ge- hört, dass man einen
offenen, ehrlichen Austausch pflegt, ein echtes Inte-
resse am geistlichen Wohlergehen der anderen zeigt und sich
gegenseitig ermutigt,
Jesus zu folgen, wie auch immer er die Einzelnen führt.
Bewahren uns aber unsere Institutionen nicht vor Irrlehren?
Leider
muss ich Ihre Vorstellung hier korrigieren, denn jede große
Irrlehre, die in den
letzten 2000 Jahren Gottes Volk aufgedrängt wurde, kam von
organisierten Gruppen mit „Leitern“, die dachten, sie
würden Gottes Ge- danken
besser kennen als alle anderen. Und umgekehrt wurde beinahe
jede Bewegung Gottes unter denen, die nach ihm hungerten, von
der „Kir- che“ ihrer
Zeit abgelehnt. Sie wurden ausgeschlossen, exkommuniziert
oder hingerichtet, weil sie Gott folgten.
Die
Hoffnung, in einer Institution Sicherheit zu finden, ist leider
völlig fehl am Platz.*
Jesus sagte nicht, „in die Kirche gehen“ würde uns schützen,
sondern das Vertrauen auf ihn würde dies bewirken. Er hat uns
mit seinem Geist gesalbt,
damit wir den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum
erkennen können. Diese Salbung pflegen wir, wenn wir in
seinem Wort seine Wege
kennenlernen und näher an sein Herz wachsen. Das wird Ihnen
helfen, zu erkennen, wenn die christlichen Gruppen/Gemeinden,
in denen Sie aktiv sind,
seinem Wirken in Ihnen entgegenwirken.
Sind traditionelle Gemeinden also falsch?
Auf
keinen Fall!* Ich habe in vielen von ihnen Leute gefunden, die Gott
lieben und danach trachten, in seinen Wegen zu wachsen. Ich
besuche jedes Jahr mehrere
Dutzend verschiedene Gemeinden, denen Beziehungen
weit wichtiger sind als Religion. Jesus ist im Zentrum ihres
gemeinsamen Lebens, und
diejenigen, die als Leiter fungieren, sind echte Diener und
machen
keine politischen Schachzüge. Dadurch werden alle ermutigt, ein-
ander zu dienen.
Ich
bete, dass noch mehr von ihnen erneuert werden zu einer Leiden-
schaft für Jesus, zu einem echten Interesse aneinander und zu
einer Bereit- schaft, der
Welt mit Gottes Liebe zu dienen.* Aber ich glaube, wir müssen
auch zugeben, dass solche Gemeinden in unseren Städten rar
sind und dass viele von
ihnen nur kurze Zeit bestehen, bevor sie unwissentlich institutio-
nelle Antworten auf die Bedürfnisse des Leibes Christi
suchen,* anstatt abhängig
von Jesus zu bleiben. Wenn dies geschieht, dann sollten Sie sich
nicht verdammt fühlen, wenn Gott Sie führt, nicht mehr mit
ihnen mitzuge- hen.
Sollte ich ebenfalls nicht mehr in die Kirche gehen?
Leider
geht auch diese Frage am Ziel vorbei. Verstehen Sie, ich glaube
nicht, dass Sie mehr in die Kirche gehen, als ich es tue. Wir
alle sind doch einfach ein
Teil davon, und jeder von uns sollte an dem Ort, an den Jesus
ihn ruft, das tun, wozu er ihn beruft.* Nicht alle von uns
wachsen im glei- chen
Umfeld.
Wenn Sie
sich mit einer Gruppe von Gläubigen zu einer bestimmten Zeit
und an einem bestimmten Ort treffen und diese Teilnahme Ihnen
hilft, Jesus näher zu
kommen, und auch ermöglicht, dass Sie dem folgen, was er
in Ihnen tut, dann sollten Sie unter gar keinen Umständen
denken, Sie müssten
gehen. Vergessen Sie aber nicht, dass dies nicht die Kirche an sich
ist. Es ist nur eine von vielen Ausprägungen der Kirche an
dem Ort, an dem Sie leben.*
Lassen
Sie sich auch nicht dahingehend täuschen, dass Sie denken, nur
weil Sie die Treffen besuchen, würden Sie echtes
Gemeindeleben erleben. Das
geschieht nur dann, wenn Gott Sie mit einer Handvoll Brüder und
Schwestern verbindet, mit denen Sie enge Beziehungen aufbauen
und das echte Auf und Ab
auf diesem Weg miteinander teilen können.*
Das kann
in traditionellen Gemeinden geschehen, aber auch außerhalb.
In den letzten Jahren habe ich unzählige Leute getroffen, die
hinsichtlich traditioneller
Gemeinden desillusioniert wurden und geistlich aufleben,
wenn sie Gottes Leben – meist in ihren Häusern – mit
anderen teilen.
Dann ist die Lösung also, sich in Häusern zu treffen?
Natürlich
nicht. Aber wir müssen auch eine Sache klarstellen: Soviel Spaß
es auch macht, in großen Gruppen Gott anzubeten und von
begabten Leh- rern
unterwiesen zu werden – die wahre Freude des gemeindlichen Lebens
kann man nicht in großen Gruppen miteinander teilen.* In den
ersten 300 Jahren sah die
Kirche das Haus als den perfekten Ort an, sich zu versam-
meln. Häuser sind viel mehr für das dynamische Leben einer
Familie geeig- net – auf
diese Weise hat Jesus ja schließlich seinen Leib beschrieben.
Treffen
in Häusern sind freilich kein Allheilmittel. Ich habe einige
schreckliche solcher Treffen erlebt, und ich habe Gruppen in
Gebäuden getroffen, die
ein authentisches Gemeindeleben miteinander führten. Die
Zeit, die ich regelmäßig im Leib Christi verbringe, möchte
ich allerdings möglichst
von Angesicht zu Angesicht mit einer Gruppe von Leuten
verbringen. Ich weiß, dass das heutzutage nicht beliebt ist,
wo Leute es einfacher
finden, einen gut geplanten (oder nicht so gut geplanten) Gottes-
dienst abzusitzen, und dann wieder nach Hause gehen, ohne dass
sie ihr Leben öffnen oder
sich um andere Menschen kümmern.
Aber
letztlich ist das, was für mich am meisten zählt, nicht, wo oder
wie sie sich treffen,
sondern ob Leute auf Jesus ausgerichtet sind und einander
auf ihrem Weg, wie er zu werden, wirklich helfen, oder nicht.*
Dabei kommt es viel
weniger auf Treffen und Veranstaltungen an als auf die Qualität der
Beziehungen. Nach solchen Leuten suche ich, und ich freue mich
immer, wenn ich welche
finde. In unserem neuen Zuhause in Moorpark haben wir
zum Beispiel ein paar solcher Leute gefunden und hoffen, dass
wir noch ein paar mehr
finden werden.
Reagieren Sie nicht nur so, weil Sie verletzt worden sind?
Das
könnte möglich sein, und die Zeit wird das wohl zeigen, aber,
ehrlich gesagt, glaube
ich, dass es nicht so ist. Jeder, der in einem echten Gemein-
deleben aktiv ist, wird manchmal verletzt. Es gibt aber zwei
Arten von Verletzungen. Es
gibt Schmerzen, die auf ein Problem hindeuten, das mit
der richtigen Behandlung gelöst werden kann – wie zum
Beispiel ein stark verstauchter
Fußknöchel. Und dann gibt es Schmerzen, die nur dadurch
geheilt werden können, dass man sich von etwas entfernt, wie
zum Bei- spiel, wenn man
eine heiße Herdplatte berührt.
Wahrscheinlich
haben wir alle gewisse schmerzliche Erfahrungen ge-
macht, in dem Versuch, Gottes Leben einer Institution
anzupassen. Die meisten
von uns blieben lange Zeit dabei, in der Hoffnung, es würde besser
werden,
wenn man ein paar Dinge verändern würde. Oft haben wir in
Aufbruchszeiten einen begrenzten Erfolg erlebt, mussten dann
aber erken- nen, dass die
Konformität, die eine Institution fordert, und die Freiheit, die
die Leute brauchen, um in Christus wachsen zu können,
letztlich miteinan- der
auf Kriegsfuß stehen.* Dies trifft auf fast jede Gruppe zu, die in
der Geschichte der
Christenheit geformt wurde.
Sind Sie auf der Suche nach der vollkommenen Kirche?
Nein,
und ich erwarte auch nicht, eine solche auf dieser Seite der Ewigkeit
zu finden. *
Vollkommenheit ist nicht mein Ziel, sondern Leute
zu finden, die Gottes
Prioritäten haben. Es ist eine Sache, dass Leute gemeinsam ein Ideal
anstreben, für das sie kämpfen. Und es ist eine andere, zu
erkennen, dass unsere
Ideale wenig gemein haben.
Ich
mache kein Geheimnis aus der Tatsache, dass ich mir um den Zu-
stand der organisierten Christenheit tiefe Sorge mache. Das
meiste von dem, was wir
heute Kirche nennen, besteht aus nicht viel mehr als gut
organisierten Veranstaltungen, bei denen die Gläubigen kaum
miteinander in Kontakt
kommen. Die Gläubigen werden darin bestärkt, sich mehr und
mehr auf das System oder seine Leiter zu verlassen, als auf
Jesus selbst.* Wir wenden
mehr Energie dafür auf, unser Verhalten dem anzupassen, was die
Institution braucht, als Leuten zu helfen, am Fuß des Kreuzes
verwandelt zu werden!
Ich bin
es überdrüssig, mit Leuten Gemeinschaft zu haben, die Kirche
nur als eine Sache von zwei Stunden pro Woche sehen, wo man
seine Schuld los wird,
während sie den Rest der Woche mit den gleichen Prioritä-
ten wie die Welt leben. Ich habe genug von jenen, die sich auf
ihre eigenen Werke der
Gerechtigkeit verlassen, aber kein Mitgefühl für die Menschen in
der Welt haben. Ich habe auch genug davon, dass unsichere
Leute den Leib Christi als
ihren verlängerten Arm benutzen und ihn manipulieren, um ihre
eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.am Fuß des Kreuzes
verwandelt Ich habe genug von
Predigten, in de- nen es
mehr um sklavische Religionserfüllung als um die Freiheit von Got-
tes Liebe geht, und von Orten, an denen Beziehungen gegenüber
den An- sprüchen einer
effizienten Institution in den Hintergrund treten.
Brauchen unsere Kinder aber nicht kirchliche Aktivitäten?
Das, was
sie meiner Meinung nach am meisten brauchen, ist, dass sie
durch beziehungsorientierte Gemeinschaft mit anderen Gläubigen
in Gottes
Leben
integriert sind. 92% der Kinder, die in Sonntagsschulen aufwachsen,
mit all den anspruchsvollen, unterhaltsamen Programmen,
verlassen die
„Kirche“,
wenn sie ihr Elternhaus verlassen. Anstatt unsere Kinder mit
Ethik und Vorschriften vollzustopfen, müssen wir ihnen
praktisch demonst- rieren,
wie man miteinander in Gottes Leben lebt.
Selbst
Soziologen sagen uns, der wichtigste Faktor, um festzustellen, ob
ein Kind in der Gesellschaft einmal gut zurechtkommt, sei der,
dass es tiefe persönliche
Freundschaften mit Erwachsenen hat, mit denen es nicht ver-
wandt ist. Keine Sonntagsschule kann diese Rolle ausfüllen.
In Australien kenne ich
eine Gemeinschaft von Christen, die nach zwanzig Jahren, in
denen sie Gottes Leben als Familie miteinander geteilt haben,
sagen konn- ten, dass kein
einziges ihrer Kinder dem Glauben verloren ging, als sie
erwachsen wurden. Ich weiß, dass ich hier anecken werde, aber
es ist viel wichtiger,
dass unsere Kinder echte Gemeinschaft unter Gläubigen erleben
als die tollen Gags eines perfekten Kinderprogramms.
Wie sollte Ihrer Meinung nach echtes gemeindliches Leben aus- sehen?
Ich
halte immer nach Leuten Ausschau, die dem lebendigen Christus nach-
folgen wollen. Er ist im Zentrum ihres Lebens, ihrer Zuneigung
und ihrer Gespräche. Sie
wirken authentisch und befreien andere dazu, zu ihren
Verletzungen und Fragen zu stehen und seiner Stimme möglichst
so zu folgen, dass andere
sie nicht beschuldigen können, sie seien spalterisch
oder rebellisch. Ich suche nach Leuten, die ihr Geld nicht für
extravagante Gebäude oder
coole Programme verschwenden, und nach solchen Grup-
pen, bei denen die Leute, die nebeneinander sitzen, sich nicht
fremd sind, und alle als
ein Priestertum für Gott aktiv beteiligt sind, anstatt passiv aus
sicherer Distanz zuzusehen.*
Bieten Sie den Leuten nicht nur eine Ausrede, um zu Hause zu sitzen und nichts zu tun?
Ich
hoffe nicht, obwohl mir bewusst ist, dass dies eine Gefahr ist. Ich
sehe, dass es Leute gibt,
die traditionelle Gemeinden verlassen und am Ende
diese Freiheit missbrauchen, indem sie ihre eigenen Wünsche
befriedigen und so das
gemeindliche Leben insgesamt verpassen. Ich bin auch kein
Freund von Leuten, die von einer Gemeinde zur nächsten
wandern, immer
auf der
Suche nach dem neuesten Schrei und den besten Möglichkeiten,
sich ihre eigenen egoistischen Wünsche zu erfüllen.
Die
meisten Leute, die ich treffe und mit denen ich rede, sind jedoch
nicht deshalb außerhalb des Systems, weil sie ihre
Leidenschaft für Jesus oder
für sein Volk verloren hätten, sondern weil die traditionellen
Gemein- den in ihrem
Umfeld ihren Hunger nach Beziehungen nicht stillen konnten.
Sie suchen nach authentischen Formen des Gemeindelebens und
zahlen oft einen
unglaublichen Preis, es zu finden. Glauben Sie mir, wir alle würden
es viel leichter finden,
einfach nur mit der Masse zu schwimmen, doch wenn
man einmal lebendige Gemeinschaft unter leidenschaftlichen
Gläubigen erlebt hat, ist
es unmöglich, mit weniger zufrieden zu sein.
Ist diese Sicht der Kirche nicht spalterisch?
Nicht an
sich. Die Leute machen es spalterisch, wenn sie fordern, dass
andere sich dem anpassen, was sie an Wahrheit erkannt haben.
Die meis- ten von uns, die
auf dem Weg sind, werden angeklagt, spalterisch zu sein,
weil für diejenigen, die ihre Sicherheit in einem religiösen
System finden, Freiheit
bedrohlich sein kann. Aber die meisten von uns versuchen nicht,
andere zu motivieren, ihre Gemeinden zu verlassen. Wir
betrachten den Leib
Christi als groß genug, dass er alle Leute Gottes umfassen kann, wie
auch immer er sie zusammenruft.
Eines,
was man traditionellen Gemeinden oft nachsagt, ist, dass der
Sonntagmorgen in der (amerikanischen) Kultur die Zeit mit der
größten Trennung ist.
Wir treffen uns nur mit Leuten, die so aussehen, wie wir
aussehen, und die das mögen, was auch wir mögen. Ich erlebe
heute, dass ich viel mehr
Gelegenheit habe, mit Leuten aus einem breiteren Spektrum
seines Leibes zusammenzukommen. Ich verlange nicht, dass
andere das genauso tun,
und hoffe, dass jene, die es anders sehen, mit der Zeit die
Forderung einstellen, wir müssten uns ihrer Sicht anpassen.
Wo kann ich diese Art von Gemeinschaft finden?
Dafür
gibt es keine einfache Antwort. Vielleicht finden Sie sie ja gerade
in der Gemeinschaft, in
der Sie bereits sind. Vielleicht finden Sie sie um die
Ecke in Ihrem Stadtviertel oder ein Zimmer weiter an Ihrer
Arbeitsstelle. Sie können
sich auch an sozialen Aktionen beteiligen, um die Bedürftigen und
Zerbrochenen an Ihrem Ort zu erreichen, als eine Möglichkeit,
wie Sie sein
Leben in Ihnen ausleben und
andere mit einem ähnlichen Hunger treffen
können.
Erwarten
Sie nicht, dass diese Art von Gemeinschaft leicht in eine Orga-
nisation passt. Sie ist organisch, und Jesus kann Sie gerade
da, wo Sie sich befinden,
hineinführen. Vertrauen Sie ihm, dass er vielleicht ein Dutzend
Leute in Ihr Leben bringt, mit denen Sie Ihren Weg gemeinsam
gehen kön- nen.
Vielleicht gehen diese noch nicht einmal zur gleichen Gemeinde wie
Sie. Vielleicht sind es Nachbarn oder Kollegen, die Gott
folgen. Würde durch eine
solche Vernetzung unter Gottes Leuten nicht eine unglaubliche
Frucht entstehen?
Gehen
Sie nicht davon aus, dass es leicht wird oder einfach funktioniert.
Es bedarf gewisser Entscheidungen unsererseits, um Jesus
gegenüber ge- horsam zu
sein. Vielleicht braucht es ein bisschen Übung, alte Gewohnhei-
ten abzuschütteln und frei zu werden, damit er seine
Gemeinschaft um Sie herum
baut, aber das alles ist es wert. Ich weiß, dass einige Leute
Probleme damit haben, dass
ich sonntagmorgens nicht meinen Stammplatz auf einer
Bank einnehme, aber ich kann Ihnen mit Gewissheit sagen, dass
meine schlimmsten Tage
außerhalb der organisierten Religion immer noch besser
sind, als meine besten Tage darin. Für mich ist der
Unterschied ähnlich dem,
ob jemand über das Golfspiel redet oder tatsächlich auf einem Golf-
platz einen Satz Schläger nimmt und dort Golf spielt. Gottes
Kirche zu sein ist so
ähnlich. Wir brauchen heutzutage nicht noch mehr Vorträge über die
Kirche, sondern Leute, die einfach ihre Realität ausleben
wollen.
Auf der
ganzen Welt entdecken Menschen neu, wie man das tut. Auch
Sie können einer davon sein, wenn Sie sich von Gott an den
Platz in seinem Leib
stellen lassen, den er für Sie vorgesehen hat.
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