Dienstag, 1. April 2014

Weshalb ich nicht mehr , in die Kirche gehe ` Oder "am Fuß des Kreuzes verwandelt "

Anhang: Weshalb ich nicht mehr „in die Kirche gehe“

Von Wayne Jacobsen

Dieser Artikel erschien zuerst im Mai 2001 im „Bodylife-Magazin“ (vgl. www.lifestream.org) und wurde danach in der ganzen Welt herumgereicht. Er soll all jenen eine Perspektive vermitteln und eine Argumentationshilfe sein, die anderen dabei helfen wollen, besser zu verstehen, wie man das Leben im Leib Christi beziehungsorientierter gestalten kann, als es das traditionelle Gemeindeleben oft erlaubt.


Liebe Mitchristen,

ich habe Verständnis für Ihre Bedenken mir gegenüber und weiß Ihre Be- reitschaft, mir Fragen zu stellen, die Ihnen Sorgen bereiten, zu schätzen. Ich bin mir dessen bewusst, dass die Art und Weise, wie ich die Gemeinde sehe, ein wenig unkonventionell ist; manche nennen es sogar gefährlich. Glauben Sie mir, ich verstehe diese Bedenken, da ich früher selbst so ge- dacht und sogar andere entsprechend gelehrt habe.
Wenn Sie mit dem Zustand der organisierten Religion von heute zufrie- den sind, gefällt es Ihnen vielleicht nicht, was Sie hier lesen. Mein Ziel ist nicht, Sie zu überzeugen, diese unglaubliche Kirche/Gemeinde genauso zu sehen, wie ich es tue, sondern so offen und ehrlich, wie ich kann, Ihre Fragen zu beantworten. Selbst wenn wir am Ende nicht einer Meinung sind, hoffe ich, dass Sie verstehen, dass unsere unterschiedlichen Ansichten uns als Glieder des Leibes Christi nicht entfremden müssen.


In welche Kirche gehen Sie?

Diese Frage habe ich noch nie gemocht, selbst als ich eine bestimmte Or- ganisation darauf als Antwort geben konnte. Ich weiß, was dies kulturell bedeutet, aber es beruht auf einer falschen Prämisse, nämlich, dass Kirche etwas ist, zu dem man hingehen kann, wie zu einem bestimmten Ereignis, einem Ort oder einer organisierten Gruppe. Ich glaube, dass Jesus die Ge- meinde ganz anders sieht.* Er sprach von ihr nicht als einem Ort, zu dem man hingehen kann, sondern er beschrieb sie als Lebensform, wie man in der Beziehung zu ihm und zu anderen seiner Nachfolger leben kann.

Wenn Sie mich fragen, in welche Kirche ich gehe, ist das, als würden Sie mich fragen, in welchen Jacobsen ich gehe. Wie soll ich das beantworten? Ich bin ein Jacobsen, und wo ich hingehe, da ist auch ein Jacobsen. Ge- meinde oder Kirche ist ebenfalls ein solches Wort. Mit diesem Wort wird nicht ein Ort oder eine Institution beschrieben, sondern ein Volk und die Art und Weise, wie die Angehörigen dieses Volkes miteinander in Beziehung stehen.* Wenn wir das aus dem Blick verlieren, wird unsere Vorstellung von der Kirche verdreht, und es entgeht uns ein großer Teil der Freude, die sie beinhaltet.

*

Versuchen Sie nicht nur, diese Frage zu umgehen?

Ich weiß, es klingt vielleicht haarspalterisch, aber Worte sind wichtig. Wenn wir den Begriff „Kirche“ nur mit gewissen Versammlungen am Wochenen- de in Verbindung bringen oder mit bestimmten Institutionen, die sich als
„Kirchen“ organisiert haben, verpassen wir, was es bedeutet, als Leib Christi zu leben.* Wenn wir denken, wir würden in Gottes Kirche teilneh- men, weil wir einmal pro Woche ein Treffen besuchen, kann uns das eine falsche Vorstellung von Sicherheit geben.* Umgekehrt höre ich Leute sagen, sie würden „die Kirche verlassen“, wenn sie eine bestimmte Kirche bzw. Gemeinde nicht mehr besuchen.
Falls die Kirche aber etwas ist, das wir sind, und kein Ort, zu dem wir hingehen, wie können wir sie dann verlassen, ohne dass wir Christus selbst verlassen? Und wenn ich nur eine bestimmte Gemeinde als meinen Teil der Kirche sehe, trenne ich mich dann nicht von unzähligen anderen Brüdern und Schwestern, die nicht die gleiche Kirche besuchen wie ich?
Die Vorstellung, dass diejenigen, die sich sonntagmorgens versammeln, um einem Lobpreiskonzert zuzusehen und einer Lehre zuzuhören, Teil der Kirche sind, während diejenigen, die das nicht tun, es nicht sind, wäre für Jesus fremd. Es geht nicht darum, wo wir uns während des Wochenendes zu einem bestimmten Zeitpunkt aufhalten, sondern wie wir während der ganzen Woche in ihm und mit anderen Gläubigen leben.


Brauchen wir aber nicht regelmäßige Gemeinschaft?

Ich würde nicht sagen, dass wir es brauchen. Wären wir an einem Ort, an dem wir keine anderen Gläubigen finden könnten, würde Jesus sicherlich in der Lage sein, sich um uns zu kümmern. Deshalb drücke ich es etwas an- ders aus: Werden Leute, die darin wachsen, den lebendigen Gott zu ken-

nen, auch den Wunsch nach echten und wertvollen Beziehungen zu ande- ren Gläubigen haben? Ganz bestimmt!* Der Ruf ins Reich Gottes ist kein Ruf in die Isolation. Aus meiner Erfahrung haben alle, die im Leben Jesu Fort- schritte machen, den Wunsch nach authentischer Gemeinschaft mit ande- ren Gläubigen. Sie erkennen, dass das, was sie über Gottes Leben wissen, begrenzt ist, und dass die größtmögliche Offenbarung von ihm nur in der Kirche zu finden ist.*
Manchmal ist diese Art von Gemeinschaft allerdings nicht leicht zu fin- den. Ab und zu gehen wir auf unserem Weg durch Zeiten, in denen wir scheinbar keine anderen Gläubigen finden können, die unsere Sehnsüchte teilen. Das gilt insbesondere für jene, die feststellen müssen, dass ihre Beziehung zu Jesus verkümmert, wenn sie sich an die Erwartungen der religiösen Institutionen in ihrem Umfeld anpassen.* Vielleicht wurden sie auch von Gläubigen ausgeschlossen, mit denen sie einmal eine enge Freundschaft gepflegt hatten. Aber keiner, der durch eine solche Zeit geht, sieht das als Zuckerschlecken an. Es ist unglaublich schmerzhaft, und jeder wird nach anderen hungrigen Gläubigen suchen, mit denen er seinen Weg gemeinsam gehen kann.
Am besten finde ich es, wenn sich gemeindliches Leben so äußert, dass sich eine örtliche Gruppe von Leuten entscheidet, einen Teil ihres Weges gemeinsam zu gehen, indem sie untereinander enge Freundschaften pfle- gen und lernen, gemeinsam auf Gott zu hören.


Sollten wir nicht verbindlich einer örtlichen Gemeinschaft an- gehören?

Diese Aussage kann man heute oft hören, weshalb die meisten davon ausgehen, dies sei irgendwo in der Bibel zu finden. Ich habe es aber bisher noch nirgends gefunden. Vielen von uns hat man beigebracht, wir könnten ohne eine „geistliche Abdeckung durch den Leib“ unmöglich überleben und würden entweder Irrlehren verfallen oder wieder in ein sündiges Leben zurückkehren. Aber finden wir dasselbe nicht auch innerhalb unserer örtli- chen Gemeinden?
Ich kenne viele Leute, die außerhalb solcher Strukturen leben und deren Beziehung zu Gott sich immer mehr vertieft und die auch Beziehungen zu anderen Gläubigen erleben, die weit tiefer gehen als das, was sie in der Institution gefunden haben. Ich habe nichts von meiner Leidenschaft für Jesus oder von meiner Zuneigung für seine Gemeinde verloren. Im Gegen- teil, diese sind in den letzten Jahren sprunghaft gewachsen.

Die Bibel fordert uns auf, dass wir uns einander hingeben, nicht, dass wir uns einer Institution verpflichten. Jesus deutete darauf hin, dass immer dann, wenn zwei oder drei Leute mit ihm in ihrer Mitte zusammenkommen, sie die Lebendigkeit kirchlichen Lebens erfahren würden.
Ist es hilfreich, regelmäßig an einer lokalen Ausprägung dieser Realität teilzunehmen? Natürlich. Wir machen aber einen großen Fehler, wenn wir davon ausgehen, dass Gemeinschaft stattfindet, nur weil wir miteinander – selbst regelmäßig – dieselbe Veranstaltung besuchen oder weil wir zur gleichen Organisation gehören. Gemeinschaft geschieht dann, wenn sich Leute gemeinsam auf den Weg machen, Jesus kennenzulernen. Dazu ge- hört, dass man einen offenen, ehrlichen Austausch pflegt, ein echtes Inte- resse am geistlichen Wohlergehen der anderen zeigt und sich gegenseitig ermutigt, Jesus zu folgen, wie auch immer er die Einzelnen führt.


Bewahren uns aber unsere Institutionen nicht vor Irrlehren?

Leider muss ich Ihre Vorstellung hier korrigieren, denn jede große Irrlehre, die in den letzten 2000 Jahren Gottes Volk aufgedrängt wurde, kam von organisierten Gruppen mit „Leitern“, die dachten, sie würden Gottes Ge- danken besser kennen als alle anderen. Und umgekehrt wurde beinahe jede Bewegung Gottes unter denen, die nach ihm hungerten, von der „Kir- che“ ihrer Zeit abgelehnt. Sie wurden ausgeschlossen, exkommuniziert oder hingerichtet, weil sie Gott folgten.
Die Hoffnung, in einer Institution Sicherheit zu finden, ist leider völlig fehl am Platz.* Jesus sagte nicht, „in die Kirche gehen“ würde uns schützen, sondern das Vertrauen auf ihn würde dies bewirken. Er hat uns mit seinem Geist gesalbt, damit wir den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum erkennen können. Diese Salbung pflegen wir, wenn wir in seinem Wort seine Wege kennenlernen und näher an sein Herz wachsen. Das wird Ihnen helfen, zu erkennen, wenn die christlichen Gruppen/Gemeinden, in denen Sie aktiv sind, seinem Wirken in Ihnen entgegenwirken.


Sind traditionelle Gemeinden also falsch?

Auf keinen Fall!* Ich habe in vielen von ihnen Leute gefunden, die Gott lieben und danach trachten, in seinen Wegen zu wachsen. Ich besuche jedes Jahr mehrere Dutzend verschiedene Gemeinden, denen Beziehungen weit wichtiger sind als Religion. Jesus ist im Zentrum ihres gemeinsamen Lebens, und diejenigen, die als Leiter fungieren, sind echte Diener und

machen keine politischen Schachzüge. Dadurch werden alle ermutigt, ein- ander zu dienen.
Ich bete, dass noch mehr von ihnen erneuert werden zu einer Leiden- schaft für Jesus, zu einem echten Interesse aneinander und zu einer Bereit- schaft, der Welt mit Gottes Liebe zu dienen.* Aber ich glaube, wir müssen auch zugeben, dass solche Gemeinden in unseren Städten rar sind und dass viele von ihnen nur kurze Zeit bestehen, bevor sie unwissentlich institutio- nelle Antworten auf die Bedürfnisse des Leibes Christi suchen,* anstatt abhängig von Jesus zu bleiben. Wenn dies geschieht, dann sollten Sie sich nicht verdammt fühlen, wenn Gott Sie führt, nicht mehr mit ihnen mitzuge- hen.


Sollte ich ebenfalls nicht mehr in die Kirche gehen?

Leider geht auch diese Frage am Ziel vorbei. Verstehen Sie, ich glaube nicht, dass Sie mehr in die Kirche gehen, als ich es tue. Wir alle sind doch einfach ein Teil davon, und jeder von uns sollte an dem Ort, an den Jesus ihn ruft, das tun, wozu er ihn beruft.* Nicht alle von uns wachsen im glei- chen Umfeld.
Wenn Sie sich mit einer Gruppe von Gläubigen zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort treffen und diese Teilnahme Ihnen hilft, Jesus näher zu kommen, und auch ermöglicht, dass Sie dem folgen, was er in Ihnen tut, dann sollten Sie unter gar keinen Umständen denken, Sie müssten gehen. Vergessen Sie aber nicht, dass dies nicht die Kirche an sich ist. Es ist nur eine von vielen Ausprägungen der Kirche an dem Ort, an dem Sie leben.*
Lassen Sie sich auch nicht dahingehend täuschen, dass Sie denken, nur weil Sie die Treffen besuchen, würden Sie echtes Gemeindeleben erleben. Das geschieht nur dann, wenn Gott Sie mit einer Handvoll Brüder und Schwestern verbindet, mit denen Sie enge Beziehungen aufbauen und das echte Auf und Ab auf diesem Weg miteinander teilen können.*
Das kann in traditionellen Gemeinden geschehen, aber auch außerhalb. In den letzten Jahren habe ich unzählige Leute getroffen, die hinsichtlich traditioneller Gemeinden desillusioniert wurden und geistlich aufleben, wenn sie Gottes Leben – meist in ihren Häusern – mit anderen teilen.

Dann ist die Lösung also, sich in Häusern zu treffen?

Natürlich nicht. Aber wir müssen auch eine Sache klarstellen: Soviel Spaß es auch macht, in großen Gruppen Gott anzubeten und von begabten Leh- rern unterwiesen zu werden – die wahre Freude des gemeindlichen Lebens kann man nicht in großen Gruppen miteinander teilen.* In den ersten 300 Jahren sah die Kirche das Haus als den perfekten Ort an, sich zu versam- meln. Häuser sind viel mehr für das dynamische Leben einer Familie geeig- net – auf diese Weise hat Jesus ja schließlich seinen Leib beschrieben.
Treffen in Häusern sind freilich kein Allheilmittel. Ich habe einige schreckliche solcher Treffen erlebt, und ich habe Gruppen in Gebäuden getroffen, die ein authentisches Gemeindeleben miteinander führten. Die Zeit, die ich regelmäßig im Leib Christi verbringe, möchte ich allerdings möglichst von Angesicht zu Angesicht mit einer Gruppe von Leuten verbringen. Ich weiß, dass das heutzutage nicht beliebt ist, wo Leute es einfacher finden, einen gut geplanten (oder nicht so gut geplanten) Gottes- dienst abzusitzen, und dann wieder nach Hause gehen, ohne dass sie ihr Leben öffnen oder sich um andere Menschen kümmern.

Aber letztlich ist das, was für mich am meisten zählt, nicht, wo oder wie sie sich treffen, sondern ob Leute auf Jesus ausgerichtet sind und einander auf ihrem Weg, wie er zu werden, wirklich helfen, oder nicht.* Dabei kommt es viel weniger auf Treffen und Veranstaltungen an als auf die Qualität der Beziehungen. Nach solchen Leuten suche ich, und ich freue mich immer, wenn ich welche finde. In unserem neuen Zuhause in Moorpark haben wir zum Beispiel ein paar solcher Leute gefunden und hoffen, dass wir noch ein paar mehr finden werden.


Reagieren Sie nicht nur so, weil Sie verletzt worden sind?

Das könnte möglich sein, und die Zeit wird das wohl zeigen, aber, ehrlich gesagt, glaube ich, dass es nicht so ist. Jeder, der in einem echten Gemein- deleben aktiv ist, wird manchmal verletzt. Es gibt aber zwei Arten von Verletzungen. Es gibt Schmerzen, die auf ein Problem hindeuten, das mit der richtigen Behandlung gelöst werden kann – wie zum Beispiel ein stark verstauchter Fußknöchel. Und dann gibt es Schmerzen, die nur dadurch geheilt werden können, dass man sich von etwas entfernt, wie zum Bei- spiel, wenn man eine heiße Herdplatte berührt.
Wahrscheinlich haben wir alle gewisse schmerzliche Erfahrungen ge- macht, in dem Versuch, Gottes Leben einer Institution anzupassen. Die meisten von uns blieben lange Zeit dabei, in der Hoffnung, es würde besser

werden, wenn man ein paar Dinge verändern würde. Oft haben wir in Aufbruchszeiten einen begrenzten Erfolg erlebt, mussten dann aber erken- nen, dass die Konformität, die eine Institution fordert, und die Freiheit, die die Leute brauchen, um in Christus wachsen zu können, letztlich miteinan- der auf Kriegsfuß stehen.* Dies trifft auf fast jede Gruppe zu, die in der Geschichte der Christenheit geformt wurde.


Sind Sie auf der Suche nach der vollkommenen Kirche?

Nein, und ich erwarte auch nicht, eine solche auf dieser Seite der Ewigkeit zu finden. *
 Vollkommenheit ist nicht mein Ziel, sondern Leute zu finden, die Gottes Prioritäten haben. Es ist eine Sache, dass Leute gemeinsam ein Ideal anstreben, für das sie kämpfen. Und es ist eine andere, zu erkennen, dass unsere Ideale wenig gemein haben.
Ich mache kein Geheimnis aus der Tatsache, dass ich mir um den Zu- stand der organisierten Christenheit tiefe Sorge mache. Das meiste von dem, was wir heute Kirche nennen, besteht aus nicht viel mehr als gut organisierten Veranstaltungen, bei denen die Gläubigen kaum miteinander in Kontakt kommen. Die Gläubigen werden darin bestärkt, sich mehr und mehr auf das System oder seine Leiter zu verlassen, als auf Jesus selbst.* Wir wenden mehr Energie dafür auf, unser Verhalten dem anzupassen, was die Institution braucht, als Leuten zu helfen, am Fuß des Kreuzes verwandelt zu werden!
Ich bin es überdrüssig, mit Leuten Gemeinschaft zu haben, die Kirche nur als eine Sache von zwei Stunden pro Woche sehen, wo man seine Schuld los wird, während sie den Rest der Woche mit den gleichen Prioritä- ten wie die Welt leben. Ich habe genug von jenen, die sich auf ihre eigenen Werke der Gerechtigkeit verlassen, aber kein Mitgefühl für die Menschen in der Welt haben. Ich habe auch genug davon, dass unsichere Leute den Leib Christi als ihren verlängerten Arm benutzen und ihn manipulieren, um ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.am Fuß des Kreuzes verwandelt Ich habe genug von Predigten, in de- nen es mehr um sklavische Religionserfüllung als um die Freiheit von Got- tes Liebe geht, und von Orten, an denen Beziehungen gegenüber den An- sprüchen einer effizienten Institution in den Hintergrund treten.


Brauchen unsere Kinder aber nicht kirchliche Aktivitäten?

Das, was sie meiner Meinung nach am meisten brauchen, ist, dass sie durch beziehungsorientierte Gemeinschaft mit anderen Gläubigen in Gottes

Leben integriert sind. 92% der Kinder, die in Sonntagsschulen aufwachsen, mit all den anspruchsvollen, unterhaltsamen Programmen, verlassen die
„Kirche“, wenn sie ihr Elternhaus verlassen. Anstatt unsere Kinder mit Ethik und Vorschriften vollzustopfen, müssen wir ihnen praktisch demonst- rieren, wie man miteinander in Gottes Leben lebt.
Selbst Soziologen sagen uns, der wichtigste Faktor, um festzustellen, ob ein Kind in der Gesellschaft einmal gut zurechtkommt, sei der, dass es tiefe persönliche Freundschaften mit Erwachsenen hat, mit denen es nicht ver- wandt ist. Keine Sonntagsschule kann diese Rolle ausfüllen. In Australien kenne ich eine Gemeinschaft von Christen, die nach zwanzig Jahren, in denen sie Gottes Leben als Familie miteinander geteilt haben, sagen konn- ten, dass kein einziges ihrer Kinder dem Glauben verloren ging, als sie erwachsen wurden. Ich weiß, dass ich hier anecken werde, aber es ist viel wichtiger, dass unsere Kinder echte Gemeinschaft unter Gläubigen erleben als die tollen Gags eines perfekten Kinderprogramms.


Wie sollte Ihrer Meinung nach echtes gemeindliches Leben aus- sehen?

Ich halte immer nach Leuten Ausschau, die dem lebendigen Christus nach- folgen wollen. Er ist im Zentrum ihres Lebens, ihrer Zuneigung und ihrer Gespräche. Sie wirken authentisch und befreien andere dazu, zu ihren Verletzungen und Fragen zu stehen und seiner Stimme möglichst so zu folgen, dass andere sie nicht beschuldigen können, sie seien spalterisch oder rebellisch. Ich suche nach Leuten, die ihr Geld nicht für extravagante Gebäude oder coole Programme verschwenden, und nach solchen Grup- pen, bei denen die Leute, die nebeneinander sitzen, sich nicht fremd sind, und alle als ein Priestertum für Gott aktiv beteiligt sind, anstatt passiv aus sicherer Distanz zuzusehen.*


Bieten Sie den Leuten nicht nur eine Ausrede, um zu Hause zu sitzen und nichts zu tun?

Ich hoffe nicht, obwohl mir bewusst ist, dass dies eine Gefahr ist. Ich sehe, dass es Leute gibt, die traditionelle Gemeinden verlassen und am Ende diese Freiheit missbrauchen, indem sie ihre eigenen Wünsche befriedigen und so das gemeindliche Leben insgesamt verpassen. Ich bin auch kein Freund von Leuten, die von einer Gemeinde zur nächsten wandern, immer

auf der Suche nach dem neuesten Schrei und den besten Möglichkeiten, sich ihre eigenen egoistischen Wünsche zu erfüllen.
Die meisten Leute, die ich treffe und mit denen ich rede, sind jedoch nicht deshalb außerhalb des Systems, weil sie ihre Leidenschaft für Jesus oder für sein Volk verloren hätten, sondern weil die traditionellen Gemein- den in ihrem Umfeld ihren Hunger nach Beziehungen nicht stillen konnten. Sie suchen nach authentischen Formen des Gemeindelebens und zahlen oft einen unglaublichen Preis, es zu finden. Glauben Sie mir, wir alle würden es viel leichter finden, einfach nur mit der Masse zu schwimmen, doch wenn man einmal lebendige Gemeinschaft unter leidenschaftlichen Gläubigen erlebt hat, ist es unmöglich, mit weniger zufrieden zu sein.


Ist diese Sicht der Kirche nicht spalterisch?

Nicht an sich. Die Leute machen es spalterisch, wenn sie fordern, dass andere sich dem anpassen, was sie an Wahrheit erkannt haben. Die meis- ten von uns, die auf dem Weg sind, werden angeklagt, spalterisch zu sein, weil für diejenigen, die ihre Sicherheit in einem religiösen System finden, Freiheit bedrohlich sein kann. Aber die meisten von uns versuchen nicht, andere zu motivieren, ihre Gemeinden zu verlassen. Wir betrachten den Leib Christi als groß genug, dass er alle Leute Gottes umfassen kann, wie auch immer er sie zusammenruft.
Eines, was man traditionellen Gemeinden oft nachsagt, ist, dass der Sonntagmorgen in der (amerikanischen) Kultur die Zeit mit der größten Trennung ist. Wir treffen uns nur mit Leuten, die so aussehen, wie wir aussehen, und die das mögen, was auch wir mögen. Ich erlebe heute, dass ich viel mehr Gelegenheit habe, mit Leuten aus einem breiteren Spektrum seines Leibes zusammenzukommen. Ich verlange nicht, dass andere das genauso tun, und hoffe, dass jene, die es anders sehen, mit der Zeit die Forderung einstellen, wir müssten uns ihrer Sicht anpassen.


Wo kann ich diese Art von Gemeinschaft finden?

Dafür gibt es keine einfache Antwort. Vielleicht finden Sie sie ja gerade in der Gemeinschaft, in der Sie bereits sind. Vielleicht finden Sie sie um die Ecke in Ihrem Stadtviertel oder ein Zimmer weiter an Ihrer Arbeitsstelle. Sie können sich auch an sozialen Aktionen beteiligen, um die Bedürftigen und Zerbrochenen an Ihrem Ort zu erreichen, als eine Möglichkeit, wie Sie sein

Leben in Ihnen ausleben und andere mit einem ähnlichen Hunger treffen können.
Erwarten Sie nicht, dass diese Art von Gemeinschaft leicht in eine Orga- nisation passt. Sie ist organisch, und Jesus kann Sie gerade da, wo Sie sich befinden, hineinführen. Vertrauen Sie ihm, dass er vielleicht ein Dutzend Leute in Ihr Leben bringt, mit denen Sie Ihren Weg gemeinsam gehen kön- nen. Vielleicht gehen diese noch nicht einmal zur gleichen Gemeinde wie Sie. Vielleicht sind es Nachbarn oder Kollegen, die Gott folgen. Würde durch eine solche Vernetzung unter Gottes Leuten nicht eine unglaubliche Frucht entstehen?
Gehen Sie nicht davon aus, dass es leicht wird oder einfach funktioniert. Es bedarf gewisser Entscheidungen unsererseits, um Jesus gegenüber ge- horsam zu sein. Vielleicht braucht es ein bisschen Übung, alte Gewohnhei- ten abzuschütteln und frei zu werden, damit er seine Gemeinschaft um Sie herum baut, aber das alles ist es wert. Ich weiß, dass einige Leute Probleme damit haben, dass ich sonntagmorgens nicht meinen Stammplatz auf einer Bank einnehme, aber ich kann Ihnen mit Gewissheit sagen, dass meine schlimmsten Tage außerhalb der organisierten Religion immer noch besser sind, als meine besten Tage darin. Für mich ist der Unterschied ähnlich dem, ob jemand über das Golfspiel redet oder tatsächlich auf einem Golf- platz einen Satz Schläger nimmt und dort Golf spielt. Gottes Kirche zu sein ist so ähnlich. Wir brauchen heutzutage nicht noch mehr Vorträge über die Kirche, sondern Leute, die einfach ihre Realität ausleben wollen.
Auf der ganzen Welt entdecken Menschen neu, wie man das tut. Auch Sie können einer davon sein, wenn Sie sich von Gott an den Platz in seinem Leib stellen lassen, den er für Sie vorgesehen hat.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen