Donnerstag, 5. Februar 2015

Ich fühle zu viel

http://the3rdvoice.net/2015/02/ich-fuehle-zu-viel.html

“Sag mal hast du sie noch alle? Du kannst doch nicht einfach den Raum verlassen und RAUCHEN gehen, wenn du Frau Heberl essen eingeben sollst!” sagt die dicke, verbitterte, schreckliche Frau zu mir. Mir klappt die Kinnlade runter und meine Unterlippe beginnt unkontrolliert zu zittern. “Was? Ich hab doch nicht…” ich halte meine Thermoskanne hoch. “Ich habe mir meinen Tee geholt…” Und als ich es ausspreche bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt gehört hat, weil meine Stimme klingt wie die einer fiependen Maus. Mir schießen die Tränen in die Augen und ich bekomme Panik, weil ich jetzt und hier ganz bestimmt nicht anfangen möchte zu heulen. Ich kenne meinen Kopf. Wenn ich jetzt versuche es zu unterdrücken wird es nur noch schlimmer. Die dicke Frau mit hochrotem Kopf erhebt die Stimme noch mehr und während sie immer größer wird versinke ich im Boden als sei er Treibsand. Und als mir die erste Träne über die Wange läuft unterbricht sie ihre Vorwürfe für einen Satz, der mir den Rest gibt: “Wie willst du in deinem Leben denn irgendwas erreichen, wenn du ständig anfängst zu heulen?”
Ich renne an ihr vorbei, den Gang runter, ab ins Klo, schon wieder, sperre mich ein und kauere mich auf den Boden. Schon wieder. Ich weiß nicht, wie oft ich hier die letzten Wochen schon gesessen bin und mir die scheiss Augen aus dem Kopf geheult habe. Und Meine Gedanken breiten sich mal wieder aus wie eine unkontrollierbare Epedemie:
Ich war doch nicht rauchen! Ich habe Halsweh und wollte meinen Tee holen! Wie kann sie behaupten, dass ich lüge, ich lüge nie! Ich würde doch niemals die alte Dame allein lassen um rauchen zu gehen, ich weiß doch, dass sie nicht alleine essen kann. Ich bin doch jeden Tag hier und erledige die Arbeit der Schwestern, ich bin hier der gottverdammte EINZIGE Lichtblick für so viele Menschen, ICH bin diejenige die Essen und Kaffee verteilt wenn die Schwestern ihren Kaffeekranz halten! Wie kann sie so etwas unfaires behaupten und von mir denken ich sei in solchem Maße rücksichtslos? Sieht hier denn keiner, wie viel Arbeit ich ihnen abnehme? Wie oft habe ich mir schon gedacht, was die in diesem scheiss Laden eigentlich ohne Praktikanten machen würden! Und warum zur Hölle kann ich es nicht einfach aussprechen? Wieso stehe ich da wie ein Mäuschen und verteidige mich nicht, sondern fang nur wieder an zu flennen? Wie soll ich denn jemals in meinem Leben weiterkommen, wenn ich bei jeder Kritik Tränen ausbreche wie eine Dreijährige? Wird überhaupt mal was aus mir, was kann ich denn schon? Ich bin kein Mathegenie wie meine Bruder, ich bin in überhaupt nichts ein Genie, alles, was ich mal werden kann ist die Frau von irgendjemandem, DER was kann. Ich werde niemals jemand sein. Ich bin absolut gar nichts. Ich will diese Frau nie wieder sehen, ich werde jetzt nach Hause gehen, mein Praktikum schmeissen, mich Wochenlang in mein Zimmer verkriechen, meiner Praktikumsleitung aus der Schule kann ich DAS sicher auch nicht erklären, also schmeiss’ ich die Schule auch gleich, aus mir wird sowieso nichts. Schau dich doch mal an, wie du hier am Toilettenboden sitzt.
Und es hört nicht auf. Ich zerdenke, zerdenke und zerdenke immer weiter,.... viel mehr hier auf -klick !!-
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1 Kommentar:

  1. Ich zerdenke einfach alles. Jede Situation in meinem Leben zerdenke ich,
    und ich sage ZERdenken, weil das mit NACHdenken nicht mehr viel zu tun
    hat. Wenn man mir “A” sagt, denke ich “B, C, 4, 794923, &, Doppel S
    und 27″. Soll eine Aussage mich im Kopf treffen, erwischt sie mich ganz
    oft im Herz. Ich fühle zuviel! http://bibeltagebuch.blogspot.de/2015/02/ich-fuhle-zu-viel.html

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