Sonntag, 9. März 2014

10. MÄRZ Und vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern. (Matth. 6,12)

Verzeihe


Wenn ein Stammesmitglied der Babemba in Südafrika ungerecht war oder unverantwortlich handelte, dann bringt man ihn in die Dorfmitte und er wird nicht daran gehindert, wegzulaufen. Alle im Dorf hören mit dem Arbeiten auf und versammeln sich um den „Angeklagten“. Dann erinnert jedes Mitglied des Stammes die Person in der Mitte daran, was sie in ihrem Leben Gutes getan hat.
Alles, was den Stammesmitgliedern über den Menschen bewusst wird, wird in allen Einzelheiten dargelegt, alle seine positiven Eigenschaften, seine guten Taten, seine Stärken und seine Güte. Alle, die den Kreis um ihn herum bilden, schildern das ausführlich. Die einzelnen Geschichten über diese Person werden mit absoluter Ehrlichkeit und großer Liebe erzählt. Es ist niemanden erlaubt, das Geschehene zu übertreiben und alle wissen, dass sie nichts erfinden dürfen. Niemand ist bei dem, was er sagt, unehrlich und sarkastisch.
Die Zeremonie wird so lange fortgeführt, bis jeder im Dorf mitgeteilt hat, wie sehr er diese Person als Mitglied der Gemeinschaft schätzt und respektiert. Der ganze Vorgang kann mehrere Tage dauern.
Am Ende wird der Kreis geöffnet und nachdem der Betreffende wieder in den Stamm aufgenommen worden ist, findet ein fröhliches Fest statt.

10. MÄRZ
Und vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben
unsern Schuldnern. (Matth. 6,12)
Während des Zweiten Weltkrieges schrieb Simon
Wiesenthal, der bekannte jüdische Verfolger von
Kriegsverbrechern, daß er einmal während seiner
harten Strafarbeit in einem Konzentrationslager in
Lwow (Lemberg, Ukraine) von einer Krankenschwester
ans Sterbebett eines Nazioffiziers gerufen wurde. Der
Sterbende erzählte ihm, seine Mutter sei eine gläubige
Frau gewesen und habe sich über seinen Entschluß, der
Hitlerjugend beizutreten, sehr gegrämt. Noch mehr
Kummer hatte es ihr bereitet, als er der Armee beigetreten
war.
 Er gehörte zu einer Kompanie, die die russische
Stadt Dnepropetrowsk besetzt hielt. In dieser
Stadt wurden zweihundert Juden, darunter Frauen und
Kinder, in ein kleines Haus eingeschlossen, das die
Deutschen dann mit Granaten bewarfen. Das Haus
stand bald in Flammen. Einige der Juden versuchten,
mit Kindern in den Armen, aus den Fenstern zu springen.
Aber Karl erschoß sie. Wenige Tage später wurde
Karls Truppe zu einem neuen Angriff beordert. In
diesem Kampf wurde er schwer verwundet und verlor
sein Augenlicht. Als letztes Bild, das er gesehen hatte,
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stand ein auf ihn zulaufender Jude mit einem brennenden
Kind in den Armen vor seinen inneren Augen. Nun
lag er im Sterben, und die Vision der gemarterten Juden
quälte ihn ohne Unterlaß. Er wünschte, von einem
Juden freigesprochen zu werden. Aber der herbeigerufene
Wiesenthal sprach das ersehnte Wort der Vergebung
nicht aus.
Wir können diesen Mann, der fast seine ganze
Familie durch die Grausamkeit der Nazis verlor, verstehen.
Verbrecher müssen verurteilt und bestraft
werden. Aber der Mann vor Wiesenthal stellte keine
Gefahr mehr dar. Er lag in Todesängsten. Hier hätte
ein Wort der Vergebung gesagt werden müssen.
Aber nur wer seine eigene Sündhaftigkeit im Lichte
von Jesu Vergebung erkennt, wird fähig, auch den

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