Verzeihe
Wenn ein Stammesmitglied der Babemba
in Südafrika ungerecht war oder unverantwortlich handelte, dann bringt
man ihn in die Dorfmitte und er wird nicht daran gehindert, wegzulaufen.
Alle im Dorf hören mit dem Arbeiten
auf und versammeln sich um den „Angeklagten“. Dann erinnert jedes
Mitglied des Stammes die Person in der Mitte daran, was sie in ihrem
Leben Gutes getan hat.
Alles, was den Stammesmitgliedern über
den Menschen bewusst wird, wird in allen Einzelheiten dargelegt, alle
seine positiven Eigenschaften, seine guten Taten, seine Stärken und
seine Güte. Alle, die den Kreis um ihn herum bilden, schildern das
ausführlich. Die einzelnen Geschichten über diese Person werden mit
absoluter Ehrlichkeit und großer Liebe erzählt. Es ist niemanden
erlaubt, das Geschehene zu übertreiben und alle wissen, dass sie nichts
erfinden dürfen. Niemand ist bei dem, was er sagt, unehrlich und
sarkastisch.
Die Zeremonie wird so lange
fortgeführt, bis jeder im Dorf mitgeteilt hat, wie sehr er diese Person
als Mitglied der Gemeinschaft schätzt und respektiert. Der ganze Vorgang
kann mehrere Tage dauern.
Am Ende wird der Kreis geöffnet und
nachdem der Betreffende wieder in den Stamm aufgenommen worden
ist, findet ein fröhliches Fest statt.
10.
MÄRZ
Und
vergib uns unsre Schulden, wie auch wir vergeben
unsern
Schuldnern. (Matth.
6,12)
Während
des Zweiten Weltkrieges schrieb Simon
Wiesenthal,
der bekannte jüdische Verfolger von
Kriegsverbrechern,
daß er einmal während seiner
harten
Strafarbeit in einem Konzentrationslager in
Lwow
(Lemberg, Ukraine) von einer Krankenschwester
ans
Sterbebett eines Nazioffiziers gerufen wurde. Der
Sterbende
erzählte ihm, seine Mutter sei eine gläubige
Frau
gewesen und habe sich über seinen Entschluß, der
Hitlerjugend
beizutreten, sehr gegrämt. Noch mehr
Kummer
hatte es ihr bereitet, als er der Armee beigetreten
war.
Er gehörte zu einer Kompanie, die die russische
Stadt
Dnepropetrowsk besetzt hielt. In dieser
Stadt
wurden zweihundert Juden, darunter Frauen und
Kinder,
in ein kleines Haus eingeschlossen, das die
Deutschen
dann mit Granaten bewarfen. Das Haus
stand
bald in Flammen. Einige der Juden versuchten,
mit
Kindern in den Armen, aus den Fenstern zu springen.
Aber
Karl erschoß sie. Wenige Tage später wurde
Karls
Truppe zu einem neuen Angriff beordert. In
diesem
Kampf wurde er schwer verwundet und verlor
sein
Augenlicht. Als letztes Bild, das er gesehen hatte,
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stand
ein auf ihn zulaufender Jude mit einem brennenden
Kind
in den Armen vor seinen inneren Augen. Nun
lag
er im Sterben, und die Vision der gemarterten Juden
quälte
ihn ohne Unterlaß. Er wünschte, von einem
Juden
freigesprochen zu werden. Aber der herbeigerufene
Wiesenthal
sprach das ersehnte Wort der Vergebung
nicht
aus.
Wir
können diesen Mann, der fast seine ganze
Familie
durch die Grausamkeit der Nazis verlor, verstehen.
Verbrecher
müssen verurteilt und bestraft
werden.
Aber der Mann vor Wiesenthal stellte keine
Gefahr
mehr dar. Er lag in Todesängsten. Hier hätte
ein
Wort der Vergebung gesagt werden müssen.
Aber
nur wer seine eigene Sündhaftigkeit im Lichte
von
Jesu Vergebung erkennt, wird fähig, auch den
andern
zu vergeben. aus http://bitflow.dyndns.org/german/RichardWurmbrand/Erreichbare_Hoehen_1991.pdf
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