Mittwoch, 20. Dezember 2017

Star Gäste

 

 Ein Auszug aus: https://gottistlinks.wordpress.com/2017/12/20/warum-konfrontation-unter-christen-wichtig/

"Die Szene ist durch und durch korrupt

Auch ein Bill Johnson, Leiter der Bethel Church in Redding, gibt sich Handshakes mit einem Todd Bentley oder Benny Hinn, bietet ihnen seine Bühne an. Typen letztlich, die Millionen damit machen, große, teuer verkaufte Shows zu inszenieren, wo Menschen Heilung versprochen wird, die nicht eintritt, nur um ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Oder einem Rick Joyner, der mit seinen „Prophetien“ und „Visionen“ einen eigenen Fernsehkanal betreibt, Politik macht und sich Status und Reichtum erwirtschaftet.
Sorry Leute, aber die Szene ist durch und durch korrupt und das nicht zuletzt auch weil man der Kritik immer nur ausweicht. Auch gerade, weil man aufgrund einer wohligen Idee von „Friede, Freude, Eierkuchen“ einen Bill Johnson, eine gerade auch in Europa sehr einflussreiche Person, nicht dazu zwingt da klar Stellung zu beziehen, sich abzugrenzen. Johannes Hartl wiederum, genau wie Bill Johnson, sind dann gemeinsame Star Gäste bei „Awakening Europe“ oder auf großen Vineyard Konferenzen in Deutschland. Hey Leute – wie soll das gehen? Wo kommen wir da hin.

Leiter haben eine Verantwortung zu Aufklärung

Kommen wir nochmal explizit zu Johannes Hartl. Er ist ein echt charmanter, sympathischer Typ, ein Mensch, der das Herz vermutlich sogar am rechten Fleck hat. Doch sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass eben jener Mensch auch 90 Sekunden Statements auf Youtube raushaut zu Fragen, über die man eher Einleitungsvorlesungen halten müsste. Man kann „Gender“ beispielsweise nicht in 90 Sekunden abreißen am Ende dann bei Adam und Eva landen und sich dann noch als promovierter Theologe verkaufen. Leute ehrlich, jemand, der wie Johannes Hartl ja durchaus studiert und promoviert hat, der die universitären Diskurse da kennt, dem kann man das nicht abnehmen. Von einer solchen Person kann man das nur als unredlich ansehen, als populistischen Move, der den Leuten einfach nur erzählt was sie hören wollen. Als Pädagoge kann ich da nur wütend werden, weil ich an eine professionsbezogene, aufklärerische Verantwortung glaube. Das ist einem Sprecher, einem Lehrer, der so viele Menschen erreicht, nicht gehörig. Hartl hätte die Chance gehabt, hier auch professioneller vorzugehen. Vorurteile über das Fach Gender Studies auszuräumen und trotzdem auch sein biblischen Geschlechterbild zu rekurieren. Macht er aber nicht, Gender Studies erwähnt er gezielt nicht, sondern agiert rein populistisch und bestätigt den Leuten nur das was sie eh schon denken. Das ist nicht Aufklärung.
Ein anderes Beispiel. In einem Blogpost vom 10.11.2016 mit dem Thema „Einige Gedanken zu Trump“ referiert Hartl auf die Diskussion um „Planned Parenthood“, eine gemeinnützige Organisation in den USA, die gesundheitliche Versorgung für Frauen anbietet und unter anderem auch Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Aufgrund letzterer Tatsache wurde diese Organisation von rechter Seite massiv angegriffen bis hin zu ausgeübter Gewalt. Hartl verweist hier explizit auf eine Verschwörungstheorie, die der Organisation unterstellt Körperteile von Föten gewinnbringend zu verkaufen. Diese Verschwörungstheorie ist nachweislich von rechten Aktivisten inszeniert und gefaked worden. Die gesamte Organisation wurde im Zuge der Vorwürfe hingegen massiv angegriffen und diskreditiert. Hartl unterstützt das in dem er besagte Verschwörungstheorie weiter verbreitet und zudem wirklich eher selten vorkommende, Spätabtreibungen so ausufernd bebildert, dass einem schlecht werden muss. Leute, das geht gar nicht. Das ist womit wir hier dealen. Das sollten wir nicht verkennen.

 

Kritik ist ein notwendiges Korrektiv

Solche Äußerungen, eine solche Szene braucht eine deutliche Kritik. Eine Stimme, die nicht schnell klein beigibt, die hartnäckig bleibt, die nachhakt, die den großen, routinierten Sprechern auf den Schlips tritt. Wir brauchen eine solche Kritik als Korrektiv, wenn wir Religion und Glauben irgendwann nicht nur noch ausschließlich als Business erleben wollen. Meine Kritik gilt daher auch vielleicht nicht einmal Johannes Hartl als Person, nicht mal einem Bill Johnson, sondern dem ganze, schrägen System das Sätze produziert wie: „Irgendwie ist doch bei einem Benny Hinn auch noch Gott drin, ich hab Freunde, die da Gott erlebt haben.“ Äh nein. Ganz bestimmt nicht. Egal was die da erlebt haben, Gott war es sicherlich nicht.
Am Ende des Tages kommen wir zu einem „Bild dir deine Meinung“ Christentum, dass nicht mehr zwischen Fakten und Meinung unterscheiden kann. Das seine Kritikfähigkeit komplett an der Garderobe abgibt, um einen netten ökumenischen Gottesdienst zu feiern. Ja sicher, wir brauchen auch Gespräch. Wir brauchen in einer Zeit, in einer Kultur, die sich immer weite diversifiziert, die sich immer schneller fortbewegt auch das Gespräch mit Menschen und Gruppen, die sich abgehängt fühlen. Wir müssen schon multikulturell und integrativ denken lernen. Aber nicht auf Kosten eines Deniz Yücel, nicht mit dem Verzicht über ernsthafte Themen wie Menschenrechte zu sprechen. Nicht unter dem Verzicht einen kritischen, ein Stück weit auch professionellen Diskurs zu führen. Nicht unter einem Stern, der den großen Sprechern der Szene Narrenfreiheit gibt, der aufgibt, diese auch in Verantwortung zu nehmen. Ein wohliger Himmel der Kritiklosigkeit, der Scharlatanen wie Benny Hinn nur in die Hände spielt, der diese gar noch deckt, mit irgendwelchen frommen Gesten."

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